Logistikexkursion nach Hamburg
In der ersten Woche des Schuljahres 2022/23 konnten wir nach zweijähriger pandemiebe-dingter Pause unsere Exkursion zu den Verkehrsträgern Seeschifffahrt und Schienenverkehr wieder anbieten. Nachdem der Reiseveranstalter, über den wir vor Corona stets unsere Ex-kursionen gebucht hatten, die Preise drastisch erhöht hatte, bewies unsere Kollegin Ulrike Ellinger im Vorfeld als Reiseplanerin ihr Können und stellte für die Gruppe ein interessantes Programm zusammen.
Anfang September fuhren die beiden Klassen SP20a und SP20b gemeinsam mit ihren Lehre-rinnen Stürmer, Ellinger und Porsche mit der Bahn nach Hamburg. Nach einer äußerst stim-mungsvollen Anreise stand am späten Nachmittag der erste Programmpunkt an: Wir besuch-ten bei traumhaften Wetter die Plaza der Elbphilharmonie und genossen einen wunderbaren Blick auf die verschiedenen Terminals des Hamburger Hafens und die Stadt Hamburg mit ihren Sehenswürdigkeiten. Während der sich anschließenden Barkassenfahrt konnten wir Hamburg von der Wasserseite entdecken. Die Tour begann im historischen Binnenhafen und führte uns am Gebiet der HafenCity vorbei zu den Terminals für Stückgut- und Containerum-schlag. Am Terminal Altenwerder unterhalb der Köhlbrandbrücke konnten wir auf „Tuchfüh-lung“ mit einem Containerschiff mittlerer Größe gehen, was sehr beeindruckend war. Der Abend stand zur freien Verfügung.
Am nächsten Morgen hatten wir um 10.00 Uhr einen Termin bei der größten deutschen Reederei Hapag-Lloyd am Ballindamm. Der Konzernchef Kommunikation gab uns in einem 90minütigen Vortrag interessante Einblicke in die Historie des Unternehmens und die aktuel-len Entwicklungen in der Seeschifffahrt. Durch die Explosion der Frachtraten konnte das Un-ternehmen bereits im 1. Halbjahr des Jahres einen Gewinn von 9 Mrd. Euro erwirtschaften und erwartet für das 2. Halbjahr ähnliche Zahlen, mittelfristig aber eine Entspannung der Seefrachtraten. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, hat das Unternehmen 22 neue Containerschiffe bestellt, davon zwölf mit 24.000 TEU (20-Fuß-Standard-Container) und zehn mit 13.000 TEU. Außerdem wird in Hafenterminals investiert, vor allem am Weser-JadePort Wilhelmshaven, Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen, der 24/7 angefahren werden kann, um diese Megafrachter auch abfertigen zu können. Ab dem kommenden Jahr müssen die Containerschiffe ihre Geschwindigkeit reduzieren, was mit dem englischen Be-griff Slow Steaming bezeichnet wird, um Kraftstoff einzusparen und Emissionen zu senken. Daher benötigt Hapag Lloyd mehr Schiffe, um den Kunden den gewohnten Service anbieten zu können.
Nachmittags machte eine Klasse eine St.Pauli Stadtführung, während die andere Klasse das ICE Bahnbetriebswerk in Hamburg-Eidelstedt besichtigte. Dort werden die modernen Hoch-geschwindigkeitszüge der Bahn gewartet und wir konnten Einblicke in Ersatzteillogistik ge-winnen. Die insgesamt doch sehr technische Führung ermöglichte uns einen Gang unter den ICE und einen Blick in den Triebkopf eines Zuges.
Die zeitgleiche Stadtführung der anderen Klassengruppe begann an den Landungsbrücken. Nachdem wir den alten Elbtunnel erkundet hatten und die Gruppe mit dem historischen Aufzug wieder nach oben gefahren war, ging es über die ehemals besetzten Häuser an der Hafenstraße vorbei an den „Palmen aus Plastik“ im Park Fiction auf den Kiez. Nach vielen spannenden Geschichten über die „Ritze“, den „Goldenen Handschuh“ und die Anfänge der Beatles im Hippodrom endete die Führung vor der Herbertstraße.
Am Donnerstagmorgen führte uns die Bustour „Auge in Auge mit den Giganten” mit Sonder-genehmigung und Begleitfahrzeug direkt zu den Containerterminals, die sonst normaler-weise nur aus der Ferne zu besichtigen sind. Einzige Ausnahme ist diese spezielle (und leider auch sehr teure) Busrundfahrt, die uns mit einem fachkundigen Tourbegleiter zunächst durch den Alten Hafen, die historische Speicherstadt und die neue HafenCity, vorbei an den 50er Schuppen, dann über die Köhlbrandbrücke mitten hinein in den Hamburger Hafen mit seinen riesigen Contai-nerterminals führte, wo Schiffe aus der ganzen Welt anlegen. Gigantische Containerbrücken bewe-gen unzählige Container. Spezialfahrzeuge fahren wie von Geisterhand die Stahlboxen zu ihren Stell-plätzen.
Nachmittags wurden die Klassen dann wieder geteilt: Die eine Gruppe besichtigte nun das ICE-Werk in Eidelstedt, die andere Klasse durfte St. Pauli und die Reeperbahn erkunden.
Abends boten die Lehrkräfte einen freiwilligen Programmpunkt an: einen Kneipenrundgang durch das Schanzenviertel. Traditionell kehrten wir zuerst zur Happy Hour im „Goldfischglas“ ein und beendeten die Tour bei der „Katze“ an der Roten Flora.
Freitagmorgens traten wir müde und erschöpft die Heimreise an. Schüler*innen und Lehre-rinnen waren glücklich und dankbar, nach zwei Jahren Pause wieder eine tolle Exkursion erleben zu dürfen. Das Engagement unserer „Reiseleiterin“ ermöglichte eine erhebliche Rückerstattung des Reisepreises an die Teilnehmer*innen.
Die Planungen für 2023 sind bereits voll im Gange. Die Preise sowohl für die Unterkunft als auch für die Anreise werden deutlich steigen, weshalb wir die Ausbildungsbetriebe um das Sponsoring einzelner Programmpunkte gebeten haben. Die Firma Contargo Rhein-Neckar wird die Kosten für die Barkassenfahrt übernehmen. Die Firma Contargo Wörth wird uns mit einer Geldspende unterstützen, so dass auch die Stadtführung gesichert sein sollte. Die Fir-ma TST aus Worms ermöglicht uns eine Lagerführung in ihrem Hamburger Zentrallager. Herzlichen Dank! Dadurch schaffen wir es hoffentlich, den Teilnahmebeitrag auch 2023 auf einem Niveau zu halten, das für alle unsere Azubis erschwinglich ist, auch wenn sie keinen finanziellen Zuschuss vom Ausbildungsbetrieb bekommen.
Ulrike Ellinger und Birgit Porsche