Projekt Digitalisierung in der dualen Bildung (DidA) startet bei den 2,5-jährigen Industriekaufleuten
Über die Digitalisierung der Industrie wird schon lange gesprochen, ihre Einflüsse auf unseren Alltag werden ebenso immer stärker spürbar. Welche Auswirkungen die Digitalisierung in der Bildung hat/haben kann/ haben sollte, wird in Fachkreisen ebenfalls schon seit geraumer Zeit diskutiert. Zum Start des neuen Grundstufenblocks 2018/19 haben sich in der Berufsschule zwei Klassen angehender Industriekaufleute und eine Klasse zukünftiger Medienkaufleute zusammen mit ihren Lehrkräften und Ausbildern auf den Weg gemacht, digitale Medien gezielt im Unterricht einzusetzen. Dabei wird der digitalen Verknüpfung der Lernorte Schule und Betrieb zur Steigerung der Wirksamkeit von Lehre und Ausbildung besonderes Augenmerk geschenkt.
Zusammen mit drei weiteren Ludwigshafener berufsbildenden Schulen aus dem technisch-gewerblichen Bereich (BBS N, T1 und T2) nehmen wir als einzige kaufmännische Schule in Rheinland-Pfalz an dem Pilotprojekt DidA teil. DidA steht für „Digitalisierung in der dualen Ausbildung“. Neben dem Bildungsministerium sind das Pädagogische Landesinstitut, die Universität Kaiserslautern, die Stadt Ludwigshafen sowie die BASF beteiligt. In dem zunächst auf drei Jahre angelegten Projekt will man vor dem Hintergrund der Digitalisierung in der Berufs- und Arbeitswelt herausfinden, wie man durch den Einsatz digitaler Medien und Techniken den Lernerfolg bzw. den Kompetenzerwerb von Auszubildenden fördern kann. Weiterhin soll die Kommunikation zwischen den dualen Partnern un-terstützt werden. Aus diesem Grund haben sich am 23.10.2018 zum 1. Lenkungstreffen Vertreter der oben genannten Institutionen getroffen.
Teilnehmer des 1. Lenkungstreffens DidA am 23.10.2018: Frau Ulrike Neumüller (BM), Herr Jürgen Hegmann (ADD), Frau Regine Ebermann (PL), Frau Vera Stürmer (PL), Herr Hubert Boßle (T2), Herr Stefan Bunzel (BASF), Frau Silke Köppl (N), Herr Thomas Jacqué (BASF), Frau Daniela Kallweit (BASF), Herr Wolfgang Stutzmann (W1), Herr Frank Schwaller (W1), Herr Martin Wilkens (BASF), Herr Dr. Jürgen Kipper (BASF), Herr Ralf Schneider (BASF), Herr Rolf Eckrich (BASF), Herr Stefan Weil (BASF), Herr Dr. Richard Hartmann (BASF), Herr Manfred König (T1), Herr Dr. Gerhard Peiter (T2), Herr Mirko Taus (T1), Herr Hans van Hauth (N)
Was bedeutet das für unsere Schülerinnen und Schüler konkret?
Die Vermittlung der Unterrichtsinhalte und die Förderung der beruflichen Handlungskompetenzen sollen noch stärker durch den Einsatz digitaler Medien und Techniken unterstützt werden. Hier kön-nen wir schon jetzt ein sehr hohes Niveau vorweisen. Was die technische Komponente anbelangt, ist festzustellen, dass derzeit alle IK-Klassenräume mit Beamern, Dokumentenkameras sowie stationä-ren PCs und Druckern ausgestattet sind. Die Auszubildenden haben die Möglichkeit, auf Unterrichts-materialien in digitaler Form über die webbasierte Lernplattform „Moodle“ zuzugreifen.
Durch das Projekt DidA kommen nun zwei weitere Komponenten hinzu, und zwar der flexible Daten-austausch über einen von der Schule betriebenen Onlinespeicher (NAS: Network Attached Storage) sowie der Einstatz von Convertible-Notebooks. Der Onlinespeicher ist innerhalb des Schülernetz-werks im Schulgebäude als Netzwerklaufwerk erreichbar, kann aber webbasiert von jedem Browser aus aufgerufen werden. Dadurch können Daten in der Schule bereitgestellt bzw. bearbeitet werden und sind dann an jedem beliebigen Ort mit Internetzugang weiterhin verfügbar. Auf dem Onlinespei-cher wurde auch ein geschlossener Bereich angelegt, auf dem Schule und Betrieb gemeinsam auf Daten zugreifen können.
Alle Schülerinnen und Lehrerinnen der Klassen IK18c, IK18d sowie MK18 werden mit digitalen Endge-räten (Convertible-Notebooks, die sich auch als Tablet nutzen lassen) ausgestattet. Die Geräte werden den Schülerinnen und Schülern für die gesamte Ausbildungszeit zur Verfügung gestellt.
Für die wichtigsten eingeführten Lehrbücher der Auszubildenden werden parallel zur gedruckten Variante auch digitale Schulbücher eingesetzt.
Natürlich soll der DV-Einsatz kein Selbstzweck sein, denn es geht immer darum, die methodisch-didaktischen Entscheidungen dahingehend hinterfragen, ob die Maßnahmen für die Ergebnisse der Abschlussprüfung bzw. der Prüfungen im Rahmen des Europakaufmanns und nicht zuletzt für den Ausbau der beruflichen Handlungskompetenzen förderlich sind. Aus unseren bisherigen Erfahrungen im Einsatz der DV außerhalb des IV-Unterrichts, also in den allgemeinbildenden Fächern und im be-rufsbezogenen Unterricht in den Lernfeldern, sind wir sehr zuversichtlich, dass wir mit dem Projekt einen positiven Beitrag für den Erfolg unserer Schülerinnen und Schüler sowie „unserer“ Betriebe leisten werden.
Die Ziele des Projekts im Überblick:
• Umsetzung der teilnovellierten Ausbildungsordnungen zu den beruflichen Bildungsansprü-chen in einer digitalen Welt.
• Ausweitung des selbstgesteuerten Lernens durch zeit- und ortsungebundene Bildungsange-bote.
• Entwicklung und Erprobung von pädagogischen Konzepten zur Individualisierung des Lern-prozesses durch flexiblere Auswahl des Lernangebotes, des Lernortes und des Lernzeitpunk-tes.
• Erhöhung der Transparenz und Wirksamkeit der Lernprozesse.
• Stärkung der Lernortkooperation und Vernetzung in der dualen Ausbildung.
• Weiter-)Qualifizierung von Lehrkräften und Ausbilderinnen bzw. Ausbildern in den Aspekten der digitalen Berufswelt.
• Erarbeitung eines Beratungs- und Fortbildungskonzeptes für Schulen bzw. Lehrkräfte im Be-reich Digitalisierung in der beruflichen Ausbildung.
• Erstellung eines Transferkonzeptes für alle berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz.
Die Maßnahmen im Einzelnen:
• Einrichtung einer gemeinsamen Austauschplattform für Schüler, Lehrer und Ausbilder; dabei knüpfen wir mit unserer NAS (Network Attached Storage) an die Erfahrung unserer Laptop-klassen im Wirtschaftsgymnasium an sowie mit Open OLAT an die langjährigen und guten Er-fahrungen der Hochschulen im Land.
• Schaffung technischer Voraussetzungen für einen bereichsabdeckenden, kabellosen Aus-tausch mit WLAN an den Lernstandorten Betrieb und Schule unter Wahrung datenschutz-rechtlicher Rahmenbedingungen.
• Ausstattung der Lehrenden und Lernenden mit Endgeräten im Interesse einer Chancen-gleichheit für die Lernenden.
• Dokumentation der Unterrichtsinhalte in digitaler Form, die allen am Prozess Beteiligten on-line zugänglich ist. Dabei ist an Arbeitsblätter, Unterrichtsdokumentationen, berufliche Hand-lungsaufgaben, Portfolios, interaktive Lernprogramme oder Lernvideos gedacht. Die Lernzeit kann so individualisiert und weitgehend ortsunabhängig gestaltet werden.
• Fortbildungs- und Vernetzungsmaßnahmen für ein wirkungsvolles Unterrichten mit digitalen Medien aller Lehrenden und an der Ausbildung Beteiligten; ein Tandem-Mentoring in Schule und Betrieb sind angedacht. Geprüft wird auch die Möglichkeit der gemeinsamen Fortbildung der Lehrkräfte mit Ausbilderinnen bzw. Ausbildern, wie sie in der Fachkräftestrategie des Landes empfohlen wird.
• Konzeption von Fortbildungen für alle Lehrkräfte in RLP durch das pädagogische Landesinsti-tut.
• Pilotschulen als Prototypen (z.B. im Rahmen der PL-Hospitationsschulen).
• Wissenschaftliche Begleitung, durch die technische Universität Kaiserslautern, bei der fach-didaktischen Umsetzung und Evaluation des Schulversuchs im Zeitraum der Einführung und Konsolidierung sowie einer Umsetzungsplanung in die Breitenanwendung (Transferkonzept).
Frank Schwaller
Abteilungsleiter Berufsschule
interne Projektleitung BBS W I Ludwigshafen