Stolpern erwünscht
Julia Schmitt und Constanze Zieher (GY 06 c) gestalteten am 22. November 2007 ein besonderes Gedenk-Projekt in Ludwigshafen mit. Zusammen mit Schülerinnen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums verlasen sie im evangelischen Religionsunterricht erarbeitete Texte zum Verfolgungsschicksal der Familie Markus Sternlieb vor der GAG-Zentrale in der Wittelsbachstraße. Neben Klassenkameradinnen und Lehrern waren der Schulleiter Herr Georg Jooß, die Oberbürgermeisterin Frau Dr. Eva Lohse und viele andere Interessierte zu diesem Event erschienen
Zu ihren Füßen verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig professionell einen messingglänzenden Stolperstein in das graue Pflaster des Bürgersteigs. Über 13 000 solcher Stolpersteine mit Namen und Schicksalen von NS-Opfern zieren mittlerweile Deutschlands Gehwege. Dieses Mal wurde der erste GAG-Vorstand Markus Sternlieb geehrt. Der vormals hoch angesehene Jude wurde nach der Machtergreifung der Faschisten gedemütigt, entrechtet und inhaftiert, bevor er 1934 starb.
Neben dem Denkmal in unserem Schulhof erinnert nun wenige hundert Meter weiter ein kleines Licht auf dem Weg an den herausragenden Architekten unserer Schule. Da der Schoß heute immer noch fruchtbar ist, können Jugendliche gerade an Einzelschicksalen das schreckliche Ausmaß von Rassismus und Antisemitismus besonders gut erkennen und zu demokratischem Engagement ermutigt werden. Julia Schmitt und Constanze Zieher sind jedenfalls mit ihrem Kopf und ihrem Herzen darüber gestolpert, dass die Frau und die beiden Töchter von Markus Sternlieb noch mehr als er zu den Verfolgten der NS-Diktatur zählen. Sie wollen sich mit dafür einsetzen, dass auch diesen drei Frauen im nächsten Frühjahr ein Stolperstein gesetzt wird.
Richard Eberle